20. Weihnachtskonzert von Sauerkirsch am 23.12.2007 in D 'Feldwies in Übersee
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Traunsteiner Tagblatt 29.12.2007 Die Mütze vom Weihnachtsmann und ein Glasfaser Gamsbart
20 Jahre kaum oder keine Plakate und Ankündigungen,
20 Jahre dennoch lange Warteschlangen in vorweihnachtlicher Kälte, 20 Jahre enttäuschte Gesichter derer, die nicht mehr eingelassen werden, 20 Jahre drangvolle Enge am 23.12. nach 21 Uhr, 20 Jahre ein brodelnder bayerischer Saal,
das ist das Weihnachtskonzert der heimischen Kultband Sauerkirsch. Heimelig ging es los, unheimlich weiter.
Der Auftritt begann mit Trachtenhüten auf dem Kopf und zwei Blockflöten weihnachtlich. Nur Bandleader Martin Wilhelm fiel mit seinem blau illuminierten Glasfaser-Gamsbart auf dem Kopf auf. Der verlas als nächstes einen weihnachtlich besinnlichen Aufsatz eines Jungen über seine Mordskrippen daheim, die er mit Spielfiguren wie dem heiligen Batman und Dinosauriern trefflich aufgemotzt hatte.
Und schon trieb der Reit im Winkler die aufbrandende Stimmung in ein Aushängeschild der Kirschen, den Song „Heb Dein Rock auf!“ Der volle Saal war sofort dabei, kannte den Text und begleitete den Refrain.
Alles wie jedes Jahr, doch etwas war anders. Hatte im Vorjahr noch die Zielrichtung bestanden, die Songs heraus zu hauen, um nur den Stimmungspegel immer im kirschroten Bereich zu halten, gingen die Musiker dieses Jahr nahezu geruhsam ans Werk. Seit einem Frühjahrskonzert unplugged auf der Staudacher Musikbühne, wissen die Musiker, dass etwas mehr Bedacht zugunsten noch besserer Qualität beim Publikum noch mehr ankommt. Die Songs nach wie vor kräftig, schnell und rasant, waren sie doch jetzt einfach besser, präziser. Das Mischpult im Vorjahr noch ein echter Stimmungsbremser, stützte jetzt die Töne und Songs, wie es sollte.

Und die Musiker waren in glänzender Laune und Form. Eine halbe Stunde ging es unplugged daher, dann stöpselten die Gitarristen um Georg Maier die Instrumente ein und mit dem Thema des neuen James Bond-Films und dem Thema aus dem Film Blues Brothers, getragen von Gitarren und Bläsern zündeten die Kirschen die nächste Stufe. Weltbekannte Rock- und Soulmusik mit bissigen, kraftvollen bayerischen Texten der Sauerkirschen. „Mei Mama hat gsag´t“, „Sowas stinkt ma“, „Das gelbe Haus“. Die Fans kannten sie alle und gingen mit. Sänger Martin Wilhelm, immer vorn an der Rampe, nimmt er mit viel Ausdruck in Stimme und Gestik das Publikum in Besitz und treibt es voran.

Weil dieses Jahr sämtliche Schlupflöcher in den Saal besonders sorgsam bewacht waren, war es dieses mal nicht so übervoll eng.
Das Publikum war konzentrierter, das Hin-und Her im Saal, das Stimmengeschwirr zwischen den Songs war deutlich geringer als im Vorjahr. Das tat der Atmosphäre sichtlich gut. Und die Musiker hatten die gesteigerte Aufmerksamkeit des Publikums verdient.
Grandios das Gitarrenspiel von Georg Meier, Oberwössen, das Zusammenspiel mit den beiden erfahrenen Gitarristen Thomas Gartner, Reit im Winkl, und Peter Lechner, Grassau. Er erhielt Raum für besondere Soli. Ein Aushängeschild der Sauerkirschen sind nach wie vor die starken Bläser. Präzise deren Einsätze, sauber die Töne. Vorantreibend und kräftig schmettern sie in den Saal. Das sind die Überseer Josef Lechner an der Trompete, Peter Lechner und Franz Pichl am Saxophon. Markus Reiter, München, gehört mit zu den tragenden Musikern der Band. Er spielt das Keyboard immer lebhaft, quicklebendig in den Vordergrund. Rückhalt und sicher an den Drums Peter Janotta, der die Musik fein unterstreicht, gleich ob im treibenden Rock oder in der gefühlvollen Ballade. Und der Weihnachtsmann mit Mütze und rotem Mantel immer im Mittelpunkt.
Schon nach kurzer Zeit musste sich Martin Wilhelm dieses Kostüms entledigen, weil er dort alles gab, und immer mit gleicher Kraft den Abend gestaltete mit Stimme und Gestik alles gab bis spät nach Mitternacht. Wechselnde Kopfbedeckungen, kleine Geschichten zwischen den Stücken, selbstironische Rückblicke in die Bandvergangenheit, das Publikum hatte seinen Spaß daran und ließ sich gern einfangen und mitnehmen.
Vorn am Bühnenrand drängten sich Zuschauer, die schon beim ersten Weihnachtskonzert dabei gewesen sein mögen, wie auch die Twens der heutigen Zeit einträchtig, demselben Takt verschrieben. Verlässlich hatten sie immer den richtigen Refrain auf den Lippen. Den Gesichtern sah man den Spaß und die Freude an diesem Konzert deutlich an.
Den Kultstatus im Chiemgau unterstrich, dass ein sehr junger Zuhörer auf die Bühne gerufen werden konnte, der mit einem Schulaufsatz über Sauerkirsch gerade eine Eins erarbeitet hatte. Kult auch das nach 24 Uhr dann immer die gleichen Geburtstagskinder von der Bühne geehrt werden können, wie im Vorjahr. Natürlich gab es Zugaben. Anderes ließ das Publikum auch garnicht zu. Und bis zum letzten Ton war es in bester Stimmung dabei.
  Als der verklang und man vor den altehrwürdigen Gasthof Feldwies trat, traf es einen völlig unerwartet.
Der Chiemgau schlief. Die 500 noch so euphorischen Zuhörer standen ganz allein in dieser klaren Winternacht, am Anfang des 24. Dezembers und fühlten sich völlig unwirklich. Dennoch werden sie im nächsten Jahr wieder in langer Schlange vor der Feldwies anstehen, um dabei zu sein.
Dabei bei dem Sauerkirsch Weihnachtskonzert!

Text : Ludwig Flug
Fotos : Alex Welte
Sauerkirsch Seite
Unplugged Konzert in Staudach