2 x Mojo Blues Band Konzert am 21. + 22.10.2011 zum
15 Jährigen Jubiläum
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Mehr Fotos von allen Konzerten findet man auch unter Picasa: Stichwort : Staudacher Musikbühne oder den jeweiligen Bandname !!
Text: Udo Kewitsch; Fotos : Alex Welte
Traunsteiner Tagblatt
, 28.10.2011

Erdig und Dreckig aber mitreißend begeisternd
Mojo Blues Band 2 x auf der Staudacher Musikbühne


Erdig und dreckig, peitschend und stampfend, aber auch groovig und manches Mal sogar etwas schmachtend und wimmernd, in jedem Fall aber ehrlich und mitreißend: das ist Blues. Schöner alter, handwerklich sauberer Chicago Blues.
Das ist der Blues der Mojo Blues Band, die seit nunmehr weit über 3 Jahrzehnten (!) ihren eigenen Stil, eine Mischung aus jenem Chicago Blues und R&B Country Blues, auf die Bühne trägt.
Apropos Bühne: jene – man darf ruhig sagen – legendäre Mojo Blues Band eröffnete vor 15 Jahren den musikalischen Reigen in der Staudacher Musikbühne . Die von Alex Welte aus der Taufe gehobenen, nun in Insiderkreisen nicht wegzudenkende „Institution“, präsentierte in dieser Spielzeit nicht weniger als 166 Konzerte, die meisten davon ausverkauft.

So auch bei diesen zwei Vorstellungen am vergangenen Wochenende bei
der Mojo Blues Band, die zum fünften Mal in diesen 15 Jahren ihr
Stelldichein gab.

Der ältere Herr am Tisch, ein in Grassau lebender Berliner, bringt es auf den Punkt: „Da müßt ihr genau hinhören, die spielen janz erdig, ab und zu auch etwas rock´n rollig. Auf jeden Fall sind die ne Wucht.“ Sagt es und prostet uns voller Vorfreude zu.

Die Vorfreude sollte nicht enttäuscht werden und wer sich auf ein zeitiges Ende vorbereitet hatte, sollte herb „enttäuscht“ werden. Die Spielzeiten der Mojo Blues Band orientieren sich nicht am Standard 85 Minuten plus 2 Zugaben. Mitnichten !!

Erik Trauner, alter, aber nicht minder cooler Frontman, begrüßt den ausverkauften Saal und spätestens als die „Freunde“ Jack Daniels und Johnny Walker besungen werden, wird klar: Blues-Partytime in der Staudacher Musikbühne.
Die begeisterte Dame im Publikum wird beim Pullover Wechsel mit der Feststellung enttarnt, dass sie schwitze und dass früher bei den Konzerten noch ganz andere Sachen auf die Bühne geflogen kamen. Ja, der Erik Trauner ist ein Schalk, ein charmanter noch dazu. Wiener Schmäh trifft Chicago Lässigkeit.
Es folgen (mir meist) unbekannte Songs, unter anderem das bluesige schnellere „Trouble“, bei dem erstmals auch der Gitarrist Sigi Fassl seine Qualitäten von der Leine lässt.
Kurz darauf besingen Sigi und Erik im herrlich harmonischen Duett die „Cold Women“ mit dem „warm heart“. Warm wird es allen Anwesenden, dennoch: die Begeisterung ist in den Gesichtern lesbar, keiner hat Eile hier wegzukommen.
„Rock me Baby“ stampft durch den Saal, Sigi Fassl beamt sich von der Bühne, so glückselig entrückt scheint er, während der Mann am Piano (Charlie Furthner) völlig unbeeindruckt scheint und der Kontrabass (Herfried Knapp) so souverän wie unscheinbar spürbar ist.
Auch der kleine Mann an den Drums (Didi Mattersberger) folgt der Spur,
auf der sich die Blues Lokomotive ganz konsequent vorwärts arbeitet.
Immer wieder holt der Wiener Erik Trauner zu einigen Anekdoten aus, untermalt den kommenden Song mit einer kleinen Geschichte, gerne auch mit seiner Mundharmonika. So auch beim „Telephon 6345789“ in bester New Orleans Rythmen & Blues Manier oder wenig später beim schon fast epischen
„Mississippi Highway 61“.

Und immer wieder klingt dieser unvergleichbar und doch so schwer beschreibbare dreckige Blues durch. Wunderbar. Selten wunderbar, weil eben diese Musik doch so wenig „populär“ und daher in den Charts vergessen ist.

Selbst „Bring me Flowers“ und viele weitere herrliche Nummern sowie Soli sollten folgen, bevor die Band erst aufgrund eines Lachkrampfs – aber nur fast- kapitulieren musste.

Und so kam es, wie ich es bei dem gesetzten Publikum am wenigsten erwartet hätte, dann doch noch zum Final-show-down.

 Die angereiste 15 Mann starke Truppe aus Calw (bereits beim ersten Konzert 1996 dabei !) animiert ohne allzu große Mühe zum Aufstehen und plötzlich „rockt“ oder besser „bluest“ der gesamte Saal in Staudach Mühlwinkl.
Die Wucht in Tüten würde der Berliner, der gerade selbst mit Tanzen beschäftigt ist, nun sagen.
Stunden später, die Uhr hat Mitternacht längst überschritten (und sollte es am zweiten Konzertabend ebenso tun), stimmt die Band das letzte Lied an nicht ohne den Hinweis zu hinterlassen, dass noch genügend Zimmer im Gasthof frei wären, morgen sei ja auch noch mal ein Konzert.
Bestimmt ein erdiges, dreckiges, aber in jedem Fall ein begeisterndes mitreißendes Live Event.